Wenn ich Peruanerin wäre -

würde ich mit mehr geduld gesegnet sein

GUTEN APPETIT -

WÜNSCHE ICH FÜR GANZ VIEL SPÄTER

 

Die Senora in hellblau ist mit Tochter und Enkeltochter unterwegs. Sie hat mich unter ihre Fittiche genommen und unerrichtet mich über die Essenszeiten. "Cola" ist ihr Ruf mit der typischen Essensbewegung. Jeder, jede setzt sich versehen mit den mitgebrachten Gefäßen in  Richtung  Nahrungsquelle in Bewegung. Das klingt so einfach! Hunterte Hungriger befinden sich an Bord. Sie stehen in einer langen Reihe auf dem unteren Deck. Die Essenszeiten stehen an der Wand der Kombüse angeschlagen. Frühstück von 7:30 - 8:30, Mittagessen von 12:30 - 13:30 und Abendessen von 17:30 - 18:30

Bis alle Passagiere ihren Reis, die Kochbanane und das Stück Hühnerfleisch in ihrem  Gefäß haben, sind 2,5 Stunden vergangen. Bis zu viermal pro Mahlzeit checke ich von der Treppe aus die Länge der Schlange, um meistens wieder nach oben zu steigen und in meiner Hängematte auf eine kürzere Schlange zu warten.

Irgendwann klappt es immer. In den ersten beiden Tagen bin ich von einem Infekt so angeschlagen, dass mir vom Stehen schwindelig wird und ich mit meiner Dose wieder nach oben wackel muß. Seit diesen Fehlversuchen richte ich mich nach der Uhr und marschiere frühestens  2 Stunden nach Beginn der Essensausgabe los.

Ist das Ziel, der Tisch vor der Kombüse erreicht, wird ein Zeichen auf  das Ticket geschrieben und ein anderer Küchenhelfer füllt die Gefäße. Gespeist wird in der Hängematte oder darunter.

Das Essen ist sehr lecker - vielleicht nicht gerade abwechslungreich, aber für ein paar Tage wird der Mangel keinen Schaden anrichten.

In der Schlange wird auch nicht nur gestanden. Du mußt immer in der Lage sein, jemanden passieren zu lassen. Zum Beispiel befinden sich die Waschräume der Frauen gleich hinter der Kombüse. Außerdem lieben die jüngeren Kinder es geradezu, sich zwischen den Beinen der Erwachsenen, dem dicht stehenden Gepäck und den Hängematten hindurch zu schlängeln.

 

LINKES FOTO:

Diese Schlange schaue ich mir von der Steuermannskajüte aus an: vom Bug bis zum Heck stehen sie! Da kann ich mir das Treppensteigen noch für eine Stunde sparen! Aber auch als Glied in der Schlange wird es nicht langweilig. Vor einer Mahlzeit treffe ich ein kolumbianisches Pärchen, das Peru bereist. Mit ihnen kann ich mich gut in Englisch austauschen. Außerdem sitzt auf halber Strecke mitten im Gepäck ein geduldiger Papagei. Mit dem kann selbst ich schwätzen! Leider steigen die Besitzer schon vor Yarumaguas aus.


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