Und was mache ich heute Schönes?

 

 

Auf dem Weg zum Bus komme ich an der Amerikanischen Botschaft vorbei. Gestern wollte ich hier schnell ein Bild machen. Kaum hatte ich den Fotoapparat hochgenommen, kam auch schon ein Uniformierter angelaufen. Ich konnte ihn davon überzeugen, dass ich (noch) nicht geknipst hatte. Als die Botschaft jetzt in mein Blickfeld kommt, lasse ich den Apparat gleich in meiner Tasche verschwinden.

Auf der rechten Seite sind hinter der zweiten Wartehalle - für Scharfäugige - Fahrradständer zu erkennen. Und was mir noch sehr gut gefällt, sind Fahrkartenschalter, bei denen eingeschränkte Reisende vor anderen bedient werden. 

Gesehen?

Am Bussteig spreche ich eine Frau an, um mich zu vergewissern, dass der Bus, der vor meiner geöffneten Tür halten soll, auch wirklich zur Universität fährt. Ein junger Mann, der Englisch spricht, mischt sich ein und fragt, wohin ich denn wolle. Ja, ihr wißt das alle, aber er doch nicht! Ich erkläre, dass ich in das Museum möchte, wo die Gemälde ausgestellt sind. Ja, er hilft mir. Wie schön, dann kann ja heute nichts schief gehen.

An der Universität laufen wir durch den Tunnel an etlichen Sängern, Gitaristen, Müttern, die Perlen auffädeln vorbei, Richtung  "Los Aguas", das ist eine weitere Strecke, die zum Museum führt. Ich laufe flott mit, und wir haben Glück, dass der Bus gerade kommt, steigen nach kurzer Zeit wieder aus und mein Führer - das Wort kommt mir ganz schleht über die Lippen -, weist in eine Richtung  und meint, er müsse jetzt ganz schnell in die Uni. Das war doch sehr lieb und fürsorglich von ihm. Danke.

Ich habe schnell erkannt, dass er mir das Gold Museum zugedacht hat. Das kenne ich. So ein Quatsch, das andere kenne ich nach viermaligem Besuch mehr als gut und will schon wieder hin! Das liegt sicher daran, dass Gold, obwohl mehr als wertvoll, mich noch nie sonderlich interessiert hat. Da sehe ich mir gerne die unterschiedlichen Methoden, die die damalige Bevölkerung verwandt hat, um die Kostbarkeiten herzustellen an. Aber diese Gemälde, die haben es mir angetan.

Ich schlendere auf anderen Wegen als bisher durch den historischen Stadtteil Candelario, genieße die Street Art, mache viele Fotos für meine " Murales Kunstsammlung". Die Sonne scheint, es ist ein wunderbarer Tag. Mit einem Seitenblick schaue ich in ein altes Gemäuer, dass über mehrere Etagen seine ansprechenden Gasträume verteilt hat. Eigentlich möchte ich nur ein Wasser trinken, als ich die Bierreklame an der Wand sehe, laufe ich dem Kellner hinterher und bestelle ein Bier. Was für ein Genuss, im kalten Glas ein kaltes Bier und dazu die Aussicht! Ob das Foto etwas geworden ist, durch die dreckigen Scheiben? Egal, ich habe es ja gesehen.

Später kaufe ich noch ein großes Brötchen, ein Buch und Wasser. So bepackt komme ich bei den wunderschönen Bildern an, wiederhole meinen  schon vertrauten Rundgang und habe einen  entspannten Nachmittag.

 

 

Ich könnte mich dranhalten! Ich habe so wunderschöne Wandbilder gefunden. Da soll einer sagen, das sei keine Kunst!

Ich laufe bepackt und zufrieden Richtung Bus. ich kann mich noch ganz genau erinnern, wo ich ausgestiegen bin.

So weit, so gut. Mein Erinnerungsvermögen setzt genau da aus, wo ich hätte bei der Station" Los Aguas"  zu der anderen Linie durch den Tunnel  gehen müssen. Aber nein, auf dem Bus steht etwas von "...Americanas" und meine Station liegt an der Amerikanischen Botschaft. Ich bleibe in dem Bus sitzen. Das wird schon richtig sein.

 

Ich merke schon bald, dass das keineswegs richtig ist. Die Gegend, die wir durchfahren, habe ich noch nie gesehen. Mein piepsiger Stadtplan kann mich auch nicht retten. Was heißt hier piepsig. Er ist nicht klein. Aber eine Stadt mit mehr als 7 Mio Einwohnern ist schwer auf normal großen Plänen unter zu bringen.

Und was mache ich jetzt? Ich denke, am besten ist es, wenn ich das unter Kennenlernen der Stadt verbuche, bis zur Endstation fahre und mir dann Hilfe suche.

Die Hilfe finde ich. Ein junger Angestellter des Transmilenio kritzelt mir die Angaben über zweimaliges Umsteigen in meinen Plan und läuft dann mit mir treppauf, treppab zum richtigen Bussteig,  Er vermutet wohl, dass die alte Frau wohlmöglich nicht die Tür mit der richtigen Nummer erwischt und sich noch einmal verfährt! Er läuft bis zur richtigen Einstiegsstelle mit. Und das ist ein Glück, denn plötzlich entdeckt der Hund eines Sicherheits Beamten mich, macht einen Satz - trotz Leine - und beißt mich. Der Schäferhund hat Gott sei Dank einen Maulkorb um, sonst hätte das böse für mich enden können. Klar habe ich einen Schreck gekriegt, vermutlich habe ich auch einen Schrei ausgestoßen. Ob der Hund mein Schinkenbrötche in der Tüte gerochen hat oder telepathisch von Sam die Nachricht bekommen hat, mich mal zu schnappen oder aber keine orangefarbenen Haare mag, werden wir nie erfahren. Deshalb ist es so gut, dass der Busangestellte bei mir war. Übrigens, der Hund gibt nicht auf, Der Sicherheitsbeamte hält ihn jetzt ganz kurz an der Leine, aber er starrt mich an. Auf diese Station möchte ich mich bitte nicht mehr verirren!!

Der Rückweg verläuft ohne Probleme, jedenfalls ohne Probleme, die ich zu verantworten hätte. Ich komme leider nicht aus der Bahn an meiner Haltestelle. Es ist so voll und die Außenstehenden drängen herein, dass ich eine Station weiterfahren muss. Aber das ist ja kein Problem für eine alte Abenteurerin, die wahnsinnig gerne nach dem Weg fragt!

Im Hotel trinke ich in einem Zug die Flasche Wasser leer,  futtere mein Brötchen  und gehe sofort ins Bett.  Für heute reicht es mir!