Dies und das über meine Tage in Manaus

Mein vierter Aufenthalt hier soll eigentlich gar nicht so lang sein, aber ich erfahre heute, dass mein  für die Weiterfahrt geplantes Boot fully booked ist. Schade. Aber so schlimm auch nicht. Es gibt immer wieder Neues zum anschauen.

Das Museum über die Stadtgeschichte habe ich mir in den letzten Tagen zwei mal angesehen. Beim ersten Besuch war die Zeit so knapp, dass ich nicht einmal die Hälfte studieren konnte. Am nächsten Morgen habe ich meinen Ausflug dorthin wiederholt.

 

Was mir besonders gut gefallen hat, ist die Darstellung des Bezugs der Stadt zum Wasser. Der Rio Negro wird als hüfthoher schwarzer  Wasserlauf dargestellt. Auf  seine flache Wasserfläche werden Fotos und Informationen projeziert.

So erfahre ich, dass gerade hier, an dieser Stelle, schon vor 5000 Jahren Menschen gesiedelt  und, sozusagen unter diesem Gebäude, ihre Toten in großen Tongefäßen beigesetzt haben.

 

Eine mit begehbarem Glas überdeckte Ausgrabung erreiche ich ein paar Säle weiter.

Auf dem Weg dorthin überquere ich den Marktplatz.

An der gegenüberliegenden Wand werden einheimische Pflanzen vorgestellt. Ihre getrockneten Früchte erscheinen, dekorativ an Zweigen hängend,  moderne Kunst zu sein. 

Ihr merkt schon, dass ich einen sehr interessanten Vormittag verlebe.

Aber natürlich tummel ich mich nicht nur in Museen. Ich fahre auch zum Strand und tauche meinen Revuekörper in schwarzen Kaffee. Gut, dass er nicht heiß und zuckrig ist!!

 

Die Straßen in Manaus sind gefüllt mit Menschen, die auf der Jagd nach den richtigen Geschenken für ihre Lieben sind. Insofern unterscheiden sich die vorweihnachtlichen Gewohnheiten in den so weit auseinander liegenden Ländern nicht. Was sich unterscheidet ist die Organisation des Kundenstroms vor den Kassen. Alte, Gebrechliche, Schwangere, Menschen mit Handicaps welcher Art auch immer, haben Vorrang - wie in den Bussen. Als ich mich mit meinen Schnäppchen anstelle, will mich die vor mir stehend Kundin an den Beginn der Warteschlange führen. Ich verzichte dankend, ich kann gerne wie alle anderen warten, aber die Idee, die dahinter steht, scheint mir nachahmenswert zu sein.

 

 

Ein Abend im Theater steht ganz vorne auf meiner to do Liste für Manaus. Ein Programm gibt es nicht, aber ich erfahre, dass es eine Weihnachtsshow ist. Karten gibt es auch nicht. Der Eintritt ist frei, man muss nur eine Stunde vor Beginn da sein.

Als ich zur vorgeschriebenen Zeit ankomme, ist die Schlange schon lang! Ein Platzanweiser befördert mich ganz nach vorne. Ich gestehe, diesmal sind mir die Freuden des Alters lieb. Ich will unbedingt einen Platz ergattern, der nicht von der arktischen Kälte, die aus der Kuppel fällt, erwischt wird. Als die Türen geöffnet werden, um die Wartenden einzulassen, suche ich mir einen Platz ganz weit außen, direkt vor den Logen. Ein langarmiges Shirt habe ich angezogen, ich werde meinen Theaterabend genießen!

 

Die Musik ist Genuß pur, die vier Solisten sind excellent, der Chor, dessen Stimmen wir nur hören können, trägt zum Erfolg bei, das moderne Balett läßt keine Langeweile aufkommen. Und doch irritiert mich etwas. Ist es die pompöse Marienverehrung? Das über die Bühne Springen der luftig weiß gekleideten Engel? Besonders die jungen Männer in ihren knielangen Shorties mit den großen Flügeln am Rücken, die hin und her huschen, machen es mir schwer, ein lautes Lachen zu verkneifen. Sorry.

Die ganze Vorstellung wird abwechselnd von zwei jungen Menschen in Gebärdensprache übersetzt. Auch das ist nachahmenswert.

Jetzt will ich noch etwas erzählen über alte und neue Bekanntschaften. Meiner Familie und meinen Freunden ist David ein Begriff. Sie wissen, dass er mich letztes Jahr, nachdem jemand meine Tasche mit allem Wichtigen gestohlen hat, mit zu seiner Familie genommen hat. Natürlich will ich ihn wiedersehen! Die Zwillingsmädchen sind vor ein paar Tagen zwei Jahre alt geworden. Die Große kommt schon ins zweite Schuljahr. Wir "whattsappen" munter hin und her, können uns aber nicht sehen.

In den ersten Tagen im Hostel treffe ich eine nicht ganz viel jüngere Französin, mit der ich mich unterhalte. Muriel hat auch Lust mit mir in die Bar zu gehen. Die Band ist gut und wir beiden Alten hüpfen und wippen Bier trinkend auf unseren Stühlen herum und haben sehr viel Spaß.

Am Heiligen Abend, zu vorgerückter Stunde, mache ich die Bekanntschaft mit Olaf, einem blonden Thüringer. Ich habe ihn mit einem anderen sprechen gehört - auf Deutsch. Weil ich gerade für meine persönliche Weihnachtsfeier ein großes Bier gekauft habe, kann er gleich mit einsteigen und wir erzählen und lachen wohl zwei Stunden. Die zweite Flasche ist ruck zuck geleert und Olaf macht sich mit seinem großen Rucksack auf den Weg zum Rodoviario. Er will nach Venezuela. Wir tauschen unsere Whatts Ap Daten aus und nehmen Abschied. Schade. Er ist so viel durch die Welt gereist und könnte mir noch viel Interessantes erzählen.

 

Ich kann ja mal Conny fragen, ob sie Olaf kennt. Sie lebt  auch in Thüringen!! Vor vielen Jahren, als Heini, Jan und ich von Hanau aus nach Accra gefahren sind, hat in einem einsamen Cafe in der Sahara der Wirt, als er gehört hat, dass wir Deutsche sind, gefragt, ob wir Werner kennen. Der käme auch aus Deutschland.