Höhepunkte meines viel zu kurzen Aufenthaltes in Mexico City

Wenn ich lange genug lebe, komme ich wieder!

Was will ich auf dieser Reise unbedingt sehen? Bilder von Frida Kahlo und  Murals von  ihrem Mann, Diego Rivera.

Ich will die Sonnen- und die Mondpyramide sehen und mich im Museum darauf vorbereiten.

Ich will einfach durch die Straßen laufen und Dinge entdecken, darüber staunen und mich freuen.

Du schaust richtig. Ich bin mit einer Reisegruppe auf einem der zahlreichen Kanäle unterwegs, die bis vor einigen Jahren bis Mexico City reichten. Damals wurde die Stadt von hier aus mit frischen Blumen versorgt.

 

Heute ist aus dem Transportweg ein Fremdenverkehrs - Highway geworden. Über 1000 von diesen Booten liegen neben-  und voreinander und warten auf die gut gefüllten Touristenbusse.

Wenn die Gondel sich aus dem Wust der Konkurenten mit Hilfe der langen Stange befreit hat, setzt die Wettfahrt ein: welches Boot mit  Musik, oder Papierblumenkränzen, oder echtem Schmuck, oder original mexicanischen Sombreros erreicht meine Gondel zuerst!

Aber die Sonne scheint und die Stunde auf dem Wasser geht schnell vorüber. Anschließend ist Zeit zur freien Verfügung angesagt.

Für Unterhaltung ist gesorgt. Es haben unendlich viele Händler ihre Angebote von Blusen bis Hängematten über bestickte Deckchen in Pavillons ausgestellt. Die möchten auch eine Chance zu einem bombigen Geschäft haben.

Ich vermute, die einzigen, die  hier mit Sicherheit eine richtig gute Einnahmequelle ausgebaut haben, sind  die Toilettenmänner und -Frauen.  Sie kommen aus den zahlreichen Restaurants gesprungen und weisen dank der Werbetafeln die sie tragen, auf ihre sauberen Toiletten hin, deren Benutzung natürlich etwas kostet.

Auch diese Stunde geht schnell vorbei. Nach einiger Zeitverzögerung ist auch der letzte Trödler an Bord des Busses, und schon wird das nächste Ziel angesteuert.

 

 

Ich habe diese Tour gebucht, weil im Prospekt als erstes Angebot das "Blaue Haus" genannt wird.  Wie berühmt und beliebt es ist, kann an der langen Schlange, die wartend davor steht, abgelesen werden.

 

Dieses Haus hat schon Frida Kahlos Vater gehört und hier lebt sie mit ihrem Mann, wenn sie in Mexico City sind.

Als Teilnehmerin einer Tour genieße ich den Vorteil, nicht an der Kasse warten zu müssen. Dafür ist unsere Zeit zum schauen auf eine Stunde begrenzt.

Zuerst sehe ich mir den Garten an.

Es sieht wie bei einer gemütlichen Party aus - zu der ich leider zu spät komme. Nicht einmal Platz gibt es noch! Der Stuhl in der Mitte des Fotos ist auch nicht frei.

Überall befinden sich diese Schilder, die Hinweise auf ihr Leben geben.

Das Paar trennen vom Alter her nur 20 Jahre. Weil Diego bei Frauen erstaunlicherweise gut ankommt, betrügt er Frida oft. Irgendwann wird es zu viel und sie läßt sich scheiden - um Diego später noch einmal zu heiraten.

Frida erleidet als Medizinstudentin einen schweren Busunfall, dessen Folgen sie ihr Leben lang tragen muß. Während der langen Krankheit überredet ihr Vater- der selbst Fotograf ist -  sie, mit dem malen zu beginnen. Sie findet eine neue Aufgabe, bei der sie lernt sich auszudrücken. Das zeigen fortan ihre Bilder.

Als kurz vor ihrem Tod ein Fuß amputiert werden muß, schreibt sie:"Wozu brauche ich Füße, wenn ich fliegen kann".  Das hat mich sehr berührt.

Wir gehen im Gänsemarsch durch das ganze Haus. Mir ist zumute wie bei etwas Unerlaubtem.

Ich wußte vorher schon, dass es hier nur sehr wenige ihrer Bilder zu sehen gibt. Aber ich komme ja wieder. Dann suche ich weiter und ich weiß auch schon wo.

Mehr Erfolg habe ich beim Auffinden einiger Murals, die Diego Rivera gemalt hat und die ihn zum bekanntesten Maler Mexicos gemacht haben.

1947 hat Diego Rivera dieses riesengroße Bild im Hotel del Prado mit der Unterstützung der Maler Rina Lazo, Pedro Penaloza und Andres Sanches Flores gemalt. Das Wandbild, das als Fresco realisiert wird, ist 65 qm groß und wiegt 35 Tonnen.

1987 wird das Fresco in einem gewaltigen Kraftakt mit Unterstützung eines Krahns umgesiedelt, weil das Hotel nach einem schweren Erdbeben nicht zu erhalten ist.

 

Es tut mir sehr leid, dass mein Foto dieses außergewöhnlichen Bildes, auf dem Diego  Rivera alle zu der Zeit bekannten Menschen seines Umfeldes gemalt hat, so schlecht ist! Aber, wenn ich das nächste Mal nach Mexico City fahre, mache ich einen neuen Versuch!

 

Nicht lange jammern.

Wir sind schon durch die Eingangshalle des Anthropologischen Museums in den zentralen Innenhof gegangen. Hier fällt der riesige wasserspendende Schirm, der die Decke  mit Hilfe einer verzierten Säule trägt, sofort ins Auge. Die Besucher können  im Freien ausruhen. Ein Wasserbecken sorgt für eine angenehme Umgebung. Zahlreiche Sitzmöglichkeiten tragen zur  Entspannung bei  - besonders wichtig im Hinblick auf Familien mit Kindern und alten Eltern.

Das National Museum für Anthropologie wird 1964 nach nur 18 monatiger Bauzeit im Chapultepec Park eröffnet.

Es ist einfach fantastisch, drinnen wie draußen.

Hier folgen wir einer Englisch sprechenden Führerin, die uns eine Stunde lang auf Funde, die zur Sonnen- und Mondpyramide gehören, hinweist. Nach der Führung bin ich noch Stunden alleine unterwegs.

Bei all dem, was ich hier sehe, bekomme ich noch mehr Lust auf den Ausflug nach Teotihuacan, der Stadt, die nur eine Stunde von Mexico City entfernt ist und zwischen 100 vor und 600 -750 nach Christi Geburt gegründet und groß geworden ist. Im 6. Jahrhundert, als die Stadt ihre höchste Entwicklung hat, dehnt sie sich  über 24 qkm aus. Davon sind bis jetzt nur die Pyramiden und die sogenannten Paläste an der Straße des Todes ausgegraben.

Es kommt also wieder eine organisierte Tour auf mich zu. Wir fahren im Kleinbus und haben zwei Guides, einen für spanische Erklärungen und einen für Englische.

Mit letzten Hinweisen, ja die Zeit nicht zu verpassen, werden wir in Gruppen vom Parkplatz zu den Pyramiden geführt.

Es ist heiß. Ich trage meine Wasserflasche in der Hand. Den Hut habe ich übergestülpt. Die Händler sind sehr enttäuscht. Ich zeige einem meine leeren Hände und meine, ich hätte kein Geld. Darauf er: " And your husband?"  Da haben wir nun beide Pech gehabt.

Ich quäle mich die vielen Stufen zur Mondpyramide hoch und genieße den Ausblick. Leider stehe ich für das Foto genau vor der höheren Sonnenpyramide!

Auf dem Rückweg finde ich etwas Nettes.

Da hat doch jemand sich ganz viel Mühe gegeben und meine Initialen in die Treppenstufe gekratzt. Danke. Wäre aber nicht nötig gewesen.

Während ich noch "meine" Stufe bewundere und fotografiere, kommt schon der nächste Kletterer von oben, dem ich einen Zwangshalt verordne. Entweder springen oder warten.

Wir kommen alle gut wieder unten an.

Das soll mein letztes Foto sein, sowohl für den heutigen heißen Tag als auch für meine Zeit in Mexico City.

Morgen fahre ich weiter. Die Stadt heißt San Miguel de Allende.