Auf dem Amazonas

mit der Ana Beatriz

Und jeden Abend geht die Sonne unter. Heute Abend stellen sich Geschwader goldglänzender, Fingernagel großer Käfer ein. Ich fühle mich wie Meike, wenn sie eine Spinne sieht! Endlich wird das Licht ausgeschaltet und der Spuk, dass sie herumfliegen und auf mir landen, hört auf. Aber nicht für lange, dann kommt der nächste Hafen und damit wird das Licht wieder angemacht und das Theater beginnt von neuem.

Wo mein Balilappen hängt, hänge ich auch, normalerweise. Jetzt will ich mir die Füsse vertreten. Vielleicht mache ich auch eine Wanderung zur Toilette. Für Frauen sind die 10 Duschklos eine Etage tiefer angeordnet. In jeder Etage befindet sich ein Spender mit gekühltem Wasser. Stromanschlüsse zum Aufladen gibt es auch überall. Also ein Fast - Kreuzschiff!! Essen bekommt man - nach dem Kauf eines Vouchers - am Kombüsenfenster. Da ich immer noch kein Portgiesisch verstehe, bin ich dankbar für pantomimische Begabungen meiner Mitmenschen. Wenn ich Ententanz ähnliche Bewegungen sehe, weiss ich, dass es Hühnchen zu Essen gibt.

Vormittags gibt es einen Zwischenfall. Während ich im "Bad" bin, werden die Maschinen gestoppt. Überrascht sehe ich die Passagiere alle an der Reling stehen und aufgeregt miteinander sprechen. Ich erfahre, dass jemand über Bord gegangen ist. Kein Kind, Gott sei Dank, sondern ein Mann. Die Besatzung gibt nicht auf. Sie suchen so lange, bis sie ihn finden. Nach einer halben Stunde sehe ich die Krankenschwester und einen Matrosen einen nassen älteren  Mann zwischen sich führen. Nach einem erleichterten Durchatmen setzen wir die Fahrt fort.

 Ich weiß ja nicht, ob mein Kollege zur Rechten sich aus lauter Freude über den guten Ausgang die Kante gibt,  oder ob er sich hat Verführen lassen von seiner neuen Bekanntschaft an Bord, auf jeden Fall fällt er zu vorgerückter Stunde wie eine tote Fliege mit so viel Schwung auf seine Hängematte, dass er mindestens vier seiner Nachbarn wie ein Perpetuum Mobile in Schwung bringt. Um das Häufchen, das er am Boden hinterlässt, muss er sich nach seiner Genesung selbst kümmern. Der Matrose, der mit dem Besen unterwegs ist, fegt drum herum.


Kommentar schreiben

Kommentare: 0