Die Fahrt mit dem "Expresolo Oriental"

Warum immer nur Busfahren, wenn heute die Möglichkeit besteht, den Zug zu nehmen! Gedacht - getan. Die Eigentümerin des Aviador Hotels, deren Vater Pilot ist und all die Dinge, die hier ausgestellt sind, gesammelt hat, ist mir behilflich, ein Ticket zu besorgen. 80,- Bol. kostet der Spaß. Der Taxifahrer hält am Busbahnhof. Ich bin irritiert und weise ihn darauf hin, dass ich mit dem Zug fahre! Keine Panik, Zug und Bus fahren vom gleichen Terminal ab.

Es schüttet mal wieder. Große Pfützen bilden sich in Windeseile. Hätte ich bloß meine Badeschlappen angelassen! Jetzt sind meine Wildlederschuhe total durchgeweicht!

Der Taxifahrer bringt mich an die Sperre. Er flitzt auch noch los und kauft mir das "Bahnhofs - Benutzungs - Ticket". Mein Pass wird kontrolliert und mein Name in einer Liste vermerkt. Alles hat seine Ordnung. Der Schaffner schnappt meine schwere Tasche und sucht meinen Platz im Abteil. Die Tasche wuchtet er in in das Gepäckgestell. Wie soll ich die morgen wieder herunter bringen!

Ich habe einen Fensterplatz. Das Abteil ist nicht voll besetzt und so bleibt mir während der ganzen Fahrt mein Nachbarsitz zu Mitbenutzung. Wunderbar, da freuen sich meine Füsse.

Der Zug fährt pünktlich ab. Heini hätte seine helle Freude gehabt. Wenn ich die Augen schließe, habe ich den Verdacht, auf hoher See zu sein. Wir schaukeln heftig von rechts nach links. Kaum habe ich mich mit diesen Bewegungen vertraut gemacht, scheine ich auf einem Westerngaul zu sitzen, der ein klein wenig bockt, ehe er wieder einen Satz nach vorne macht. Ich merke schon, Langeweile wird hier nicht aufkommen. Sehnsüchtig schaue ich auf die stabilen Metallgitter der Gepäckablage. Hier könnte ich wunderbar meine Hängematte befestigen und munter vor mich hinschaukeln. Da gäbe es nur das kleine Problem mit dem Durchgang für die Mitreisenden!

Es dauert nur einen Moment, da erscheint der erste Film auf den drei Bildschirmen, die ich von meinem Platz aus sehen kann und das normale Geschäftstreiben beginnt. In Eimern mit Eis transportierte Getränkeflaschen werden angeboten, Speisen aus großen Gefäßen, abgedeckt mit Handtüchern, kann man kaufen. Da seit dem Frühstück schon einige Stunden vergangen sind, kaufe ich mir auch etwas. Es ist gebackenes Kartoffelmus, das um einen selbstgeschnitzten fingerdicken Stock gepresst ist. Wahrscheinlich sind es keine Kartoffeln, weil es faserig schmeckt. Egal, ich habe Hunger!

Die Landschaft, die wir durchfahren ist abwechslungsreich, Busch, Weideland, Überschwemmungsgebiet, Farmland. Von allem etwas. Dann wird es auch schon dunkel. ich schlafe nicht gut, aber immer wieder für eine Weile. Zwischendurch lese ich im Kindle.

Um kurz nach 6 Uhr erreichen wir die Bahnstation an der bolivianischen Grenze. Ich teile mir ein Taxi mit zwei anderen Backpackern. Und dann geht das Warten los. Die Schlange ist lang und meine Vermutung, dass wir hier 1,5 Stunden warten müssen wird noch um eine halbe Stunde überschritten. Aber ich habe ja Leidensgenossen. Alexandra kommt aus Griechenland und ihr Freund aus Kanada. Er spricht sogar Deutsch. Wir unterhalten uns über ein Frühstück, ein üppiges amerikanisches oder englisches Frühstück, mit allem was dazu gehört. Ich habe Hunger! Da meint Alexandra, in Griechenland gäbe es Kaffee und eine Schachtel Zigaretten!!!

 

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