Als einziger Gast im Hotel Fazenda Sete Cidades

Meine Hoffnung, das während meiner Abwesenheit noch der eine oder andere Gast  kommt der diese Einsamkeit mit mir teilen würde, bestätigt sich nicht. Offensichtlich sieht das in den Hängematten liegende Personal das auch so. Der Wasseranschluss, der mit sehr viel Geduld den sehr großen aber auch sehr leeren Pool hätte füllen können, ist wieder abgedreht. Irgend etwas an meinem Blick muß einen der beiden Jungs dazu gebracht haben, dass sie aus dem dicken Rohr wieder Wasser in das Becken pladdern lassen.

Aber erst einmal muß ich meine Wunde versorgen! Das geht am besten, wenn Luft, Sonne und Wind daran kommen. Also schlüpfe ich in die Badeschlappen. Um ehrlich zu sein, ich hätte sowieso nichts anderes tun können, da ich leider kein Pflaster dabei habe. Ich höre meine Kinderschar geradezu, die Augen himmelwärts drehend: "Wie kann man auf so einer Reise kein Pflaster dabei haben!"

 

Ich lege mich in eine der Hängematten, habe das Lesegerät dabei und genieße das Leben. Ein leichter Hunger macht sich bemerkbar. Die Mittagszeit ist schon vorbei. Ich frage einen der sich in einer Hängematte ausruhenden Männer, ob ich etwas bestellen kann. Natürlich. Gleich neben dem riesigen Fernseher, der sich in diesem Freiluftrestaurant befindet, hängt eine Karte, auf der die leckersten Gerichte in der Größe 50cm x 50cm abgebildet sind. Das ist mehr als vorteilhaft für Reisende, die der Sprache nicht mächtig sind. Ich bestelle gebratenen Fisch und ziehe mich wieder Richtung Hängematte zurück.

Es gibt durchaus Vorteile wenn man der einzige Gast ist: Ruckizucki ist mein Essen fertig. Es sieht köstlich aus und schmeckt auch so. Dazu gibt es  kaltes Wasser.

Vielleicht fragt ihr euch, warum ich, statt meine Zeit mit Lesen zu verdudeln, nicht ein paar Zeilen in meinem Blog geschrieben habe. Das ist einfach zu beantworten: In dieser Einöde gibt es kein Internet.

Gegen 17h ist der Wasserspiegel enorm gestiegen. Ich springe erst in meinen Badeanzug und dann in den Pool. Das mit der Wassertiefe hat nicht ganz geklappt. Richtig schwimmen kann ich nicht. Die Knie stoßen gerne mal an den Boden. Aber ich habe wenigstens gezeigt, dass ich die Bemühungen des Personals zu schätzen weiß.

Gegen 18h wird es dunkel. Nicht, dass ich Angst hätte, aber was soll ich im Dunkeln vor einem Fernseher sitzen, der alle pupslang die gleiche Reklame zeigt? Ich trinke eine Flasche Bier - eine Große -, und marschiere durch den erleuchteten Garten zu meinem Zimmer. Hier verriegel  ich die Tür an beiden Möglichkeiten, lese  noch ein wenig und dann schlafe  ich wohl auch schnell ein. Gut, dass Heini immer bei mir ist.

Sieht das nicht alles sehr einladend aus? Der gepflasterte Weg zwischen den Grasdächern führt in das Freiluft  - Restaurant. Der ringförmig angelegte Gebäudekomplex ist gegliedert in Zimmer für Gäste,  einen Billard Raum, sowie die Rezeption. Und wärt ihr alle mitgekommen, hätten wir eine Menge Spaß haben können! Aber alleine - da reicht eine Nacht.

Eine der Hängematten, in denen die Angestellten sich nach getaner Arbeit ausruhen.

Suchbild mit Hühnchen! Tipp: Vorne ist nicht vorne. Vorne ist hinten, nämlich der lange Hals!