Mit Schlappen ins Teatro do Amazon

Das ist eine Überschrift nach meinem Geschmack. Sie macht auf jeden Fall neugierig.

Beim ersten Theaterbesuch habe ich mir gleich einen Schirm ausgeliehen. Beim zweiten kommt der Regen etwas zu früh. Ich sitze noch draußen beim Essen, als die ersten Tropfen sich auf den Weg machen. Da hilft auch Geschwindigkeit nichts, erst muß die Rechnung beglichen werden. Anschließend sind aus den paar Tropfen schon sehr viel mehr geworden. Ich stopfe meine Strickjacke in die Tasche und renne über den Platz, die Treppen hinauf, um oben unter dem Vordach auf viele junge Leute zu treffen. Etliche haben  Skate Boards dabei.

Taxen fahren vor. Familien entsteigen ihnen. Naja, wenn ich mit dem Taxi fahren könnte, würde ich auch Schuhe anziehen, aber so? Mein Hostel ist nicht weit entfernt, vielleicht, wenn es hoch kommt, fünf Minuten. Aber der Weg dorthin bieten zahlreichen Löchern die Möglichkeit,  bei Regen zu tiefen ausgedehnten Pfützen zu werden. Vermutlich denken die meisten der Theaterbesucher wie ich: in nassen Schuhen zu sitzen ist sehr unangenehm. Dann besser gleich in Schlappen losgehen.

Das nächste Taxi kommt. Die Insassen quetschen sich durch die Menge und betreten das Theater. Aha, dann will ich mich auch auf den Weg machen.

Ich habe mir für diesen Besuch einen Logenplatz gekauft. Letzte Woche habe ich einen besonders guten Platz gehabt, wobei ich nicht wußte, dass besonders gut heißt, unter dem starken Airconditioner zu sitzen, der oberhalb  der Decke seine Arbeit aufnimmt und durch zahlreiche dekorative Löcher in der Decke, unerträglich kalte Luft nach unten fallen lässt. Ich habe meine Strickjacke auf  Ohren und  Kopf gedrückt, so kalt war es.

Das passiert mir diesmal nicht! Der Ticketverkäufer marschiert mit mir zu  einer Loge mit sehr guter Sicht  und verspricht, hier müsse ich nicht frieren, solle aber zur Vorsicht meine Jacke mitnehmen.

Diese Loge suche ich auf. Es ist jetzt viertel vor acht und ich bin die erste. Sechs Besucher können sich ihre Plätze aussuchen.

Um 20Uhr beginnt das Konzert. Weil ich immer noch alleine bin, lege ich meine Beine auf einen der anderen Stühle. So ist der Genuß der Musik noch einmal so groß!

Den Namen der Veranstaltung habe ich mir leider nicht gemerkt. Außer Gitarrenmusik mit und ohne Gesang und Begleitung durch andere Instrumente, gibt es fantastische Tanzeinlagen. Zu Beginn eines jeden neuen Programmpunkts  rezitieren zwei Schauspieler etwas, dem ich aufmerksam, aber nichts verstehend, folge. Im Hintergrund werden Bildausschnitte aus Gemälden auf eine bühnengroße Leinwand projeziert. Manchmal ist es eine Hand, manchmal ein Auge oder ein Teil der Wange, oder der Kleider. Glücklicherweise haben wir auch die Gesichter im Ganzen sehen können - dann und wann -. So müssen die Menschen sich früher in der Kirche gefühlt haben, wenn der Pastor auf Latein predigt, sie nichts verstehen und dankbar für die Bilder an den Wänden waren.

Diese Gruppe beginnt in völliger Dunkelheit Dschungelgeräusche mit anschließendem Einsatz von unterschiedlichsten Instrumenten und Gesang zu fantastischer Musik zu machen. Dabei wird es während die Gruppe langsam aus dem Orchestergraben nach oben an den Bühnenrand fährt, heller und wir können alle und alles erkennen. Die Zuschauer toben nach Beendigung des Stücks. Wir sind alle aus dem Häuschen und hätten noch viel mehr  von dieser Gruppe hören mögen! Wie sie gekommen sind, verschwinden sie während des letzten Beitrags. Einfach toll!

Um 22h ist mein Abend ohne Frieren beendet. Es hat aufgehört zu regnen und ich schlendere Richtung Hostel. Die graue Kirche leuchtet azurblau. Das steht ihr gut. Leider "vergeige" ich das Foto.

Was für ein wunderschöner Abend!