Eine Nacht im Himmelbett

Es sind die Gegensätze, die meine Reise so interessant machen: Gestern in einer Unterkunft ohne fließendes Wasser, heute ein Himmelbett in einem wunderschönen Gästehaus mit Palmendach.

Auf der rechten Seite ist mein Zimmer mit dem Himmelbett.

Der Beutel, der über dem Eingang hängt, ist ein Vogelnest. Zwei Arten von Vögeln bauen so, die Cacique und die Oropendola. Ich habe auf meiner Reise viele Bäume gesehen, an denen die "Beutel" hingen. Zuerst habe ich angenommen, das seien die Früchte des Baums. Erst später ist mir aufgefallen, dass nicht unterschiedliche Bäume die gleichen Früchte tragen können!

Ja, ich weiß, das ist kein echtes Himmelbett, das ist nur ein Moskito - Schutz. Das Haus hat keine Fensterscheiben. Die Öffnungen sind mit feinem Netz bespannt. Trotzdem finden durch die Tür Moskitos und andere fliegende Insekten Einlass. Nachdem ich die Bänder gelöst habe, fühle ich mich sehr sicher und kann ohne Zudecke wunderbar schlafen.

Kerli, meine Vermieterin, meint, sie habe auch ein Restaurant. Es befindet sich an einem mit Geschirr vollgestellten Tisch in ihrem Wohnzimmer. Die Familie ist sehr groß, besteht aus drei Generationen und ißt in der Küche.

Einer der Söhne wird mit mir zum Geldtauschen geschickt. Neues Land - neue Währung. Das hätte ich mir einfacher vorgestellt. Im ganzen Ort scheint es niemanden zu geben, der sich von seinen Dollars trennen möchte. Wenn ich alleine losgezogen wäre, würde ich wohl jetzt noch nach einer Geldquelle suchen. Wir werden von Hinz zu Kunz geschickt. Erfolglos.

Mein Guide schafft es, einen älteren Herrn, der gemütlich am Rio Napo in seiner Hängematte die Kühle der Dämmerung genießt davon zu überzeugen, dass die Turista dringend Geld benötigt. Er zählt meine 136 Soles nach und bietet mir dafür 100 Dollar. Handeln hilft nichts, entweder nehme ich es, oder nicht. Ich nehme das Geld, das heißt, ich stimme dem Handel zu. Das Geld wird mir eine Stunde später gebracht. Der nette Herr kennt jemanden der Geld tauscht.

Erleichtert fahre ich auf dem merkwürdigsten Gefährt, das ich bis jetzt gesehen habe, zurück. Ich sitze breitbeinig auf dem Gepäckträger. Es ist orangefarben, hat breite Schutzbleche, einen Gepäckträger wie ein Fahrrad, hat vier Räder, sieht mehr aus wie ein doppeltes Motorrad. Nach dieser fantastischen Beschreibung weiß jeder wovon die Rede ist?!

Nachdem ich alles erledigt habe, der Pass gestempelt ist, das Geld getauscht, kann ich mich morgen früh auf die Weiterreise machen. Kerlis Eltern werden mich wecken und zum Schiff begleiten.

Ich habe hier eine wunderbare Familie kennengelernt!