Noch 10 Stunden bis Coca

Und die können lang werden! 

Kerlis Eltern begleiten mich im Dunkeln zum Boot. Der Papa zieht meine schwere Tasche. Weil es so früh ist bekomme ich kein Frühstück. Für den Notfall ist da noch ein Rest der Kekse, die ich in Tabatinga gekauft habe. Einen kleinen Wasservorrat habe ich auch dabei. Keine Sorge, der ist nicht so alt wie die Kekse!

Bei unserer Abfahrt sind noch viele Plätze frei. Zwei Passagiere machen sich lang. Richtig geraten, ich bin eine davon.

Gleich macht sich die liebe Sonne auf den Weg

Und zur Begleitung flattert die Plastikfolie fröhlich im Fahrtwind.

Das Brett kann bei Landgang zu Hilfe genommen werden. Im Bug liegt unser sperriges Gepäck.

Die Dame, die einer christlichen Gemeinde angehört, liefert nur etwas aus. Sie kommt gleich wieder. Einen schweren Beutel hat sie schon mühsam an Land geschleppt.

Es ist das erste Mal auf der Reise, dass ich einen Bagger bei der Vertiefung des Flussbetts sehe. Hier in Ecuador ist die Haupteinnahmequelle Öl. Die Firmen sind darauf angewiesen, dass ihre Schwertransporte mit Lastern und Baumaschinen nicht behindert werden. Durch die Ölförderung ist der Rio Napo verunreinigt. Selbst in Rocufuerte ist das Baden im Fluß nicht erlaubt.

So wie hier wird an etlichen Stellen die Möglichkeit geschaffen Industrie anzusiedeln.

Um welche es sich handelt, ist unschwer zu erkennen. Auf unserem Boot fahren einige Männer mit die wir an ihren Arbeitsplätzen absetzen.

Hier bröselt nichts mehr ab!

Kurz vor Coca fährt sich unser Boot zweimal fest. Die Passagiere stehen auf, laufen vor zum Bug und bringen das Boot heftig zum Schaukeln. Irgendwie hilft es, wir kommen frei und können die Fahrt fortsetzen.

Und was ist mit Essen? Zum Essen legt das Boot am frühen Nachmittag an. Die Restaurants am Ufer haben ihre Vorkehrungen getroffen. Die Tische sind gedeckt, Säfte stehen bereit. Zu Essen gibt es eine Schale Suppe und einen vollgeladenen Tellermit  Reis, Bohnen, Salat und gebratenem Huhn. Alles ist lecker und preisgünstig. Als der Kapitän seine Sirene heulen läßt vermute ich, dass das das Zeichen zum Aufbruch ist. Ich reiße noch ein Stük von dem leckeren Fleisch ab und renne zum Boot. Jetzt weiß ich auch, warum die anderen Passagiere einen schwarzen Plastikbeutel tragen: Die haben sich das Hauptgericht einpacken lassen!

Jetzt erreichen wir gleich Coca. Das kleine Mädchen steckt schon wieder in seinem Tragetuch. Als es heute Morgen an Bord kam war sein Kleidchen makellos. Das hättet ihr eben sehen sollen! Aber die kleine Maus hat hat sich köstlich amüsiert.

Ich habe aus meinem dicken alten Reiseführer die Seite über Coca herausgerissen. Laut Plan brauche ich nur 3 Blöcke weit zu laufen, um das Hotel El Auca zu finden. Und laufen ist das allerbeste was ich nach 10stündigem Sitzen meinen geschwollenen Füßen bieten kann.