Der zweite Tag in Medellin

Wie segensreich die Metro für eine 2.5 Mio Stadt ist zeigt der Feierabendverkehr in den ich gestern Abend geraten bin! Das passiert mir heute nicht mehr. Ich will eine der Cable Car Strecken ausprobieren. Es gibt drei unterschiedliche, die die Favellas an die Stadt anbinden sollen.

Ich fahre mit der Metro für 2.400 COP ins Zentrum, steige um, fahre weiter bis zu meiner Cable Car Station, besteige eine der Gondeln in die je 6 Personen passen und fahre den steilen Berg hinauf, bis zur Endstation. Die ganze Strecke gehört  zum gleichen System, ich bezahle nur einmal.

Die Qualität des Fotos ist nicht prickelnd, die Scheiben sind mit Folie beklebt. Aber man kann gut die Ausmaße der Wohnbereiche erkennen.

Weil die Dame in der Info mir den Tipp gegeben hat, unbedingt noch höher in den Naturpark zu fahren, steige ich noch einmal um in eine weitere Cable Car, die ich extra bezahle.

Ich habe das Gefühl, der Urwald nimmt kein Ende und bin froh, dass noch eine junge Frau mit mir in der Gondel sitzt.

Oben angekommen, schau ich mir die Pläne der Wanderwege an und entscheide mich dafür sofort zurück zu fahren. Ich will unbedingt noch die längste Rolltreppe der Welt benutzen!

Ich setze mich in eine Gondel in der schon zwei ältere Herren Platz genommen haben und erzähle ihnen, dass ich froh sei nicht alleine fahren zu müssen. Die Rückfahrt vergeht mit schwätzen wie  im Flug. Sie sind Kanadier, d.h einer von ihnen ist mütterlicherseits halber Kolumbianer. Der große Vorteil ist, er spricht Spanisch und kennt sich aus. Ich frage ihn nach der Rolltreppe. Er weiß, dass es sie gibt, war aber selbst noch nicht da, wollte sie aber immer schon einmal sehen. Ich meine: "OK, let´  s go." Und tatsächlich kommen die beiden mit und wir gurken zusammen durch die ganze Stadt, bis wir endlich nach einer Busfahrt und einem Stück steilem Aufstieg auf die Rolltreppe treffen.

Der Bürgermeister hat den Bewohnern Farbe bezahlt, um ihre Häuser anzustreichen. Ob er unbedingt an Grafitis gedacht hat, weiß ich nicht. Sie sind aber wunderbar und farbenfroh.

Die Rolltreppe hat ein Kunststoffdach, sodass die Bewohner der Communities auch bei schlechtem Wetter das Haus verlassen können. Es sind an reinen Treppen 150 m, dazwischen sind  Podeste mit Sitzgelegenheiten. Man kann die Grafity Gallerien anschauen, mit den Anwohnern schwätzen oder eine Erfrischung zu sich nehmen. Eine Toilette gibt es auch.

Und das sind sie, meine beiden netten Gondel-Metro-Rolltreppenbegleiter.

Oben geben vier Jugendliche Liegestützvorstellungen - solange bis ihre tolle Konstruktion zusammenbricht.

Dieses Gebiet wird erschlossen durch die Rolltreppe. Viele Bewohner haben Arbeit gefunden, sei es an den einzelnen Teilen der Rolltreppe, als Guide, der Touristen durch seine Favella führt. Gleichzeitig mit dem Bau der Treppe, ist eine Straße entstanden. Vorher hätte nicht einmal ein Rettungswagen herauf fahren können! Wie mit den Gondeln ist dem Bürgermeister gelungen seiner armen Bevölkerung neue Chancen auf Arbeit zu eröffnen. Vorher war der Weg aus diesen Bereichen so mühevoll und weit, dass er sich nicht gelohnt hat. Gewalt, Hoffnungslosigkeit und Elend waren die Folgen. Es ist noch lange nicht perfekt aber es scheint so, wenn man mit gesundem Menschenverstand und viel Geld an die Sache herangeht, selbst so schlechte Bedingungen sich ändern lassen. Und wenn Zugang zu Mobilität zur Daseinsfürsorge gehört müssen Mittel und Wege gefunden werden um sie zu realisieren.

 

Schade, dass ich schon wieder abreisen muss, hier hätte ich mich gerne länger umgeschaut!