Von Ecuador nach Columbien

Es treibt uns Reisende weiter und ist es auch noch so schön an dem Ort, an dem wir uns gerade aufhalten! So geht es mir in Quito.

Das Taxi zum Terminal teilen wir uns. Dann trennen sich Lindas und meine Wege. Leider.

Mein Bus zur Grenze fährt schon ein paar Minuten später ab. Ich kann gerade noch an die Scheibe klopfen und Linda zuwinken.

Sieben lange Stunden dauert die Fahrt. Der Komfort des Busses ist nicht der Beste, aber durchaus ertragbar.

Schon bald nachdem wir Quito verlassen,  kommen wir an einem gewaltigen Strassenbauprojekt vorbei. Ich kann mich erinnern, wie beeindruckt Heini damals war. Heute ist die Straße fertig. Wieviel Zeit das einspart zum Wohl derjenigen, die hier öfter fahren müssen!

Städte wie Otavallo liegen an der Strecke. Die Stadt ist berühmt wegen ihres großen Marktes. Dort bieten Frauen aus den kleineren Gemeinden in den Anden ihre selbst gefertigten Waren an. Alles, was mit Nadeln gearbeitet werden kann, von Mützen angefangen über Handschuhe, Pullover und Jacken, gibt es zu kaufen. Aber auch  Gemüse, Obst, Fleisch wird hier gehandelt. 

Zwischen dem Getümmel wird an Ständen Essen verkauft. Ich kann mich gut an die ganzen Schweine erinnern, die fertig gebraten auf riesigen Platten serviert wurden mit etwas Dekorativem, wie einer Zitrone in der Schnauze. 

Für die vielen Touristen im Land ist der Markt ein Anziehungspunkt und ein großes Erlebnis.

 

In der Ferne sind waagerechte helle Streifen zu erkennen. Das sind riesige Gewächshäuser, in denen Blumen für den Export gezogen werden. Vor einigen Jahren waren sie mit Plastikplanen abgedeckt. Heute habe ich sehr viele Gewächshäuser mit Aluminiumdächern gesehen.

Eine neue Straße ist gebaut worden. Du kannst gut die Bereiche erkennen, wo Teile der Berghänge abetragen werden mussten, um Platz für die Straße zu schaffen. Wenn nicht sorgfältigst gearbeitet wird, beginnt der Steilhang nach heftigen Regen abzurutschen. Eine große Gefahr für Menschen und ihre Fahrzeuge.

Noch ist wunderschönes Wetter für diese Fahrt durch die Anden. Kurve folgt Kurve, aber die Aussicht ist oft atemberaubend.

Auf diesem Foto ist der Verlauf der Straße gut zu erkennen. Wir kommen vom rechts liegenden Berg, queren den noch schmalen Fluss und fahren gerade am anderen Ufer am dort liegenden Berg nach rechts weiter.

So geht es sieben Stunden mit wenigen Haltestellen, bis wir in die letzte Stadt vor der Grenze kommen. Meine Hoffnung, dass der heftige Regen vor dem Aussteigen aufhören möge, geht in Erfüllung. Es tröpfelt nur noch. Die Taxifahrer wissen, wohin die Austeigenden in der Regel wollen: Nach Columbien.  An der Grenze angekommen bin ich doch etwas in Sorge. Hunderte Reisende warten hier. Sie sitzen auf ihrem Gepäck oder stehen in etlichen Schlangen.

Ich wende mich an einen Offiziellen und frage wohin ich gehen muß, um meinen Ausreisestempel von Ecuador zu bekommen. Der nette Mensch lässt mich  meinem Pass zeigen und schon stehe ich in der kürzesten Schlange überhaupt.

Leider kommt mein erleichtertes Aufatmen etwas zu früh. Als ich an der Reihe bin das Gebäude zu betreten, weist der eben noch sooo nette Beamte mich an, meine Reisetasche irgendwo ab zu stellen. Sie dürfe nicht ins Gebäude mitgenommen werden. Ich mache das höchst ungern und hoffe sehr, sie später noch vor zu finden. Dann lasse ich mich von dem freundlichen Beamten zum nächsten freien Schalter führen.

Mein Pass wird umgehend in Empfang genommen und genauestens untersucht. Das Ergebnis ist, dass ich - angeblich  - keinen Einreisestempel habe! Ich bin empört! Das war in Rocafuerte, als ich die Schweden bei der Immigration getroffen habe! Der gute Mann schwirrt mit meinem Pass ab, in eines der Hinterstübchen.

Ich kann lange meine Sorge um die Reisetasche, die irgendwo ohne Aufsicht steht, zügeln. Ich überlege sogar, ob ich den ganzen Krempel, den ich da mitschleife , überhaupt dringend benötige! Dringend vielleicht nicht, aber doch schön, wenn Wäsche zum Wechseln,  eine Waschtasche und vieles mehr, zur Hand sind. 

Nach langem unruhigem Warten erscheint der Beamte mit meinem Pass und weist mich an, an zwei Stellen je drei Fotokopien zu machen. Wo bekomme ich in diesem Durcheinander Copien gemacht? Mein neuer Freund am Eingang weiß Rat. Er fuchtelt so lange, bis ich erkenne, wohin ich gehen muß.

Um es abzukürzen, der zuständige Beamte verschwindet nicht auf Nimmerwiedersehen -  aber es kommt mir fast so vor. Die ganze Prozedur dauert über eine Stunde, bis ich endlich den Ausreisestempel im Pass habe.

Dafür geht es bei den Columbianern sehr schnell. Nach Minuten habe ich den Stempel.

Schon am Ausgang werde ich angesprochen: "Taxi? "  Das ist genau das, was ich jetzt brauche. Er hilft mir beim Tragen. Es ist ein Privatwagen. Das ist mir jetzt auch egal. Ich will nur in das gebuchte Hotel!

Bis nach Ipiales ist es ein ganzes Stück. Ich sitze mit meinem ganzen Geraffel auf der Rückbank. Die Adresse des Hotels habe ich mit dem Fahrer vor Fahrtantritt besprochen.

Ei der Dotter, er findet das Hotel nicht! Will mir erklären, dass es nicht existiere. Ich werde so wütend, steige aus und frage Geschäftsleute und Passanten. So nähern wir uns dem Gesuchten. Als ich das dritte Mal aussteige, um nach zufragen, beginnt die Passantin mir den Weg zu beschreiben. Ich bitte sie, das dem Fahrer zu erzählen, der gemütlich im Auto sitzt. Der wird erst munter, als ich ihm angeblich zu wenig Geld für seine Taxifahrt gebe. Auf Deutsch und Englisch schimpfe ich, wie er Taxifahrten übernehmen kann, wenn er sich nicht einmal in seiner Stadt auskennt. Und noch mehr Geld gäbe es von mir nicht! Irgenwie hat dieser Schlussakkord mich wieder beruhigt.

 

Ich bleibe zwei Nächte in Ipiales. Nicht, weil es da so schön ist. Im Gegenteil. Hier habe ich keine Ablenkung und kann in Ruhe über den Aufenthalt in Quito erzählen.