Cali - Buenasventura - Manizales

Drei Namen - drei Städte - drei Landschaften: unzählige Erlebnisse!

Keine Sorge, es gibt nur die abgespeckte Version!

Eingeweihte, d.h. Reisende mit Columbien Erfahrung, die jung genug sind, werden bei dem Namen Cali beginnen sich an durchtanzte Nächte zu erinnern. Die Stadt ist bekannt für ihre Liebe zum Tanz. Es gibt unzählige Tanzschulen, die leidenschaftlichen Tänzerinnen und Tänzern den letzten Schliff verpassen.

 

Ich habe ein Zimmer im Hostel "Havana" gebucht. Es liegt strategisch sehr gut, also nicht weit vom Busbahnhof entfernt, in einer ruhigen Seitenstraße mit vielen Bäumen.

Wie in etlichen Unterkünften üblich, liegt die Rezeption am Ende einer  steilen Treppe. Da hinauf wuchte ich die schwere Tasche, mitsamt großem  Rucksack auf dem Buckel, kleinem in der Hand und Umhängetasche vorm Bauch. Ich bin stärker als ich dachte!

Vor dem Schreibtisch liegt ein Matratzenbett. Nein, nicht für mich, stelle ich erleichtert fest. Die Praktikantin wird hier übernachten - nachdem sie mir mein Zimmer gezeigt hat. Als letzte gute Tat für den Tag schleppt sie meine Tasche zwei Etagen höher.

Auf Essen verzichte ich heute Abend. Das ist kein großes Opfer, denn einerseits bin ich sehr müde und andererseits ist die Frühstückszeit nicht ganz weit entfernt.

Damit du eine kleine Vorstellung vom Havana bekommst, zeige ich zwei Fotos. Auf dieser Etage findest du vor den beiden Fenstern eine gemütliche Runde zum Sitzen. Der Essplatz liegt auf der anderen Seite der offenen Treppe. In der nächsten Etage und auf der Dachterrasse sind  je zwei Hängematten befestigt. Du kannst entspannen, lesen, schwätzen oder auch schlafen.

Natürlich hat das Hostel einen Tanzsaal! Es ist sogar ein neu eingerichteter. Aus dem ehemaligen ist während meines Aufenthaltes ein Café entstanden, das auch für andere Gäste zu bestimmten Zeiten geöffnet ist.

Junge Leute mit unterschiedlichsten Erfahrungen und Begabungen können die Chance nutzen und für einige Zeit einen Vertrag aushandeln, der  ihre Reisekasse entlastet.

Die Stimmung im Haus ist sehr angenehm. Wenn ich mehr Zeit hätte, wäre ich gerne noch geblieben!

Ich sehe mir den historischen Stadtteil mit seinen niedrigen Häusern in engen Straßen an. In einem Park stelle ich - leider viel zu spät - fest, dass mein Schuhwerk völlig ungeeignet ist. Ich bin in Schlappen unterwegs und es ist steil und rutschig. Das ist gerade noch einmal gut gegangen!

 

Der Pazifik ist nicht weit, nur drei Busstunden entfernt! Ich will hier mehr als nur Meer sehen.

Es ist Sonntag und mein Ausflug bringt mich nach Buenaventura, der Stadt mit dem größten Hafen Columbiens. Das ist schon während der Fahrt nicht zu übersehen. In beide Richtungen sind Trucks mit Containern aus aller Herren Länder unterwegs. Ich treffe  auch einen aus Hamburg Süd.

Überrascht bin ich über die vielen Gruppen von sportlichen Radfahrern, die hier im Gebirge bei großen Steigungen nicht den Mut verlieren und sich, besonders während der einspurigen Strecke, wacker die Berge hoch quälen. Sie tragen alle Helme. Ich hoffe, sie haben  ohne Kratzer ihr Ziel erreicht.

Ich erreiche mein Ziel schon mittags. Eigentlich dürfen die Zimmer erst ab 15 Uhr bezogen werden. Aber ich habe Glück und kann dir sofort meinen wunderbaren Ausblick vom Balkon zeigen. Und ruckzuck habe ich mich umgezogen, an der Rezeption ein Handtuch geholt und eine Liege gefunden. Das ist ein Sonntag nach meinem Geschmack. Ein Glas Orangensaft und ein kleiner Salat machen das Glück vollkommen.

Mit hunderten Menschen, groß und klein, alt und jung, genieße ich den entspannten Abend.  Vielleicht hätte ich noch ergänzen können - dick und dünn -

Ich bin mehr als zufrieden mit meinem entspannten Sonntag. Ich freue mich, so viele Familien zu treffen, die den freien Tag mit ihren spielenden Kindern verbringen!

 

Am Montag muss ich unbedingt meine selbst gewählte Mission erfüllen! Wer schon während meiner letzten Reise diesen Blog gelesen hat, wird sich an den Namen des Malers Leopoldo Richter erinnern. Ich habe zwei seiner Bilder  im Museum in Bogota entdeckt. Das Besondere an ihm ist, dass er 1896 in Groß Auheim geboren wurde.  Nach der Gebietsreform ist es ein Stadtteil  Hanaus, der Stadt, in der ich seit 33 Jahren ein neues Zuhause gefunden habe.

Bei meiner dann beginnenden Recherche habe ich einen Film im Internet gefunden, auf dem eines seiner Werke, ein Keramik - Mural,  unter der Verantwortung seiner Tochter Juanita Richter, restauriert wurde. Das Bild wollte ich unbedingt sehen und habe überall nachgefragt, um dann zu erfahren, dass es in Buenaventura hängt. So schließt sich der Kreis.

Jetzt bin ich hier und muss  es nur noch finden.

Ich habe beim Suchen nach der Bank, in der ich es vermute, schon viele Menschen kennengelernt. Manchmal sind die Aussagen von Gefragten widersprüchlich. Aber ich habe es geschafft! Nicht in einer Bank, sondern im Kultur Zentrum der Bank hängt es.

                        

               "EL VIEJO HABLA"  von Leopoldo Richter (1955)

              Colección de Arte del Banco de la República

Mein "Beweisfoto", dass ich das Bild,  El Viejo Habla, gefunden habe. In der Hand halte ich die Unterlagen über das Werk und seine Restauration, die mir eine Bibliothekarin besorgt hat. Danke!

 

Als meine liebe Kollegin Gisela vor Jahrzehnten auf einer Seereise mit ihrem Mannes hier angelegt hat, hätte es für die beiden Großauheimer kein Treffen geben können. Es befindet sich erst seit der Fertigstellung  des Kulturzentrums in Buenaventura.

 

Am nächsten Morgen geht es weiter. Diese elegante Hotelhalle wird wohl die Schönste, die ich während dieser Reise gesehen habe, bleiben.

 

Das nächste Ziel ist Manizales. Es liegt in der Kaffee Anbauregion. Ich komme erst am Abend an. Mit diesem Abschnitt der Reise habe ich nicht das große Los gezogen! Der Sitz lässt sich nicht verstellen und es ist sehr eng. Gegen Ende der Reise entledigt sich der Fahrer seiner zwei letzten Fahrgäste, in dem er sie bittet, in einem anderen Bus mit zu fahren. Gute Idee. Leider gehöre ich zu den beiden Letzten und unser neuer Bus muss noch einige andere Orte hinter den sieben Bergen anfahren!  Irgend wann erreichen wir unser Ziel. Jetzt habe ich gefühlt alle Kaffeebohnen, rot oder grün, gesehen.

 

Mein Hotelzimmer ist luftlinienmäßig 50 m vom Busbahnhof entfernt. Eine wunderbare Entscheidung, die ich eigentlich nur gefällt habe, um am nächsten Morgen gleich weiter fahren zu können.

 

Ich schlafe wunderbar - nachdem meine Wirtin mir den Trick verraten hat, wie ich das Rollo zum offenen Treppenhaus schließen kann. Selbst ich möchte nicht auf dem Präsentierteller übernachten!

 

Meine Lust zu reisen, liegt morgens bei wenig mehr als Null.

 

Die Entscheidung zu bleiben, fällt mir nicht schwer, als ich mir, Dank der Technik, die Kirche auf dem Berg etwas näher hole. Und eine Gondel sehe ich auch!

Gleich neben dem Busbahnhof befinet sich der Eingang. Und für wenig Geld  mache ich eine Luftreise und schaue und schaue - und fotografiere. Klar!

Zwischen Tal- und Bergstation liegt ein weiterer Haltepunkt. Ich fahre bis zum Zentrum, dem ursprünglichen Manizales. Hier ist die Stadt 1849 von Umsiedlern aus Antioquia gegründet worden. Mittlerweile gehören 13 kleinere und größere Gemeinden dazu. Über 400 000 Einwohner hat Manizales und ist gleichzeitig die Hauptstadt der Region Caldas.

 

In Medellin ist die Seilbahn gebaut worden, um die Armenviertel an die Stadt an zubinden und hier werden Stadtteile miteinander verknüpft.

Es gibt von der Talstation noch eine weitere Luftbrücke nach Villamaria. Klar, die habe ich auch ausprobiert. Eben bin ich wieder gekommen. Zwar etwas nass, aber guter Dinge. Während ich durch den Ort spaziere, zieht ein Gewitter auf. Das Kaffee erreiche ich noch trockenen Fußes. Nach der zweiten Tasse Kaffee geht mein Wunsch in Erfüllung. Der Regen hört auf - fast. Nur noch ein Tröpfeln. Ich laufe los zur Station. Die ist leider für den Moment geschlossen - wegen des Gewitters.

Ich brauche mich nicht ganz lange fröstelnd zu gedulden, dann läuft der Motor wieder an und wir Wartenden können einsteigen und uns über das tiefe Tal mit dem unten plätschernden Fluss tragen lassen.

Ich bin so froh, dass ich nicht während des Gewitters in einer der Gondeln gesessen habe!!

 

Eigentlich habe ich schon über die Möglichkeit nachgedacht, auch in Ebenen den Personenverkehr mit Hilfe einer Seilbahn zu entlasten. Aber wenn das System so vom  Wetter abhängig ist, muß ich die Augen offen halten, ob ich noch andere Möglichkeiten entdecke!!

 

Morgen Früh geht es weiter. Ich weiß, ich hätte mir noch so viel anschauen können. Aber mir bleiben nur noch fünf Tage in Bogota. Dann heißt es Abschied nehmen von Columbien. Sogar von Südamerika!

Ich werde nach Mexiko fliegen. Die Reise geht weiter.

Jetzt ist noch Abend. Die Handwerker, wenn ich die Pfuschertruppe, die hier seit gestern am Werk ist, als solche bezeichnen darf, fummeln noch im Treppenhaus herum. Sie streichen die Wände. Einer streicht mit einem dicken Pinsel, während sein Kollege mit einem Wischmop mehr oder weniger das Verkleckerte verteilt. Zwischendurch ist einmal schnell ein Zimmer an der Reihe. Dann liegt die Bettwäsche auf den Treppenstufen. Ist das Zimmer fertig, wird alles wieder eingeräumt.  Auch die zwischengelagerte Bettwäsche findet wieder ihr Bett.

Hier kann ich schmunzeln. Wäre das in meinem Haus passiert, hätte ich ich sicher ein klein wenig getobt.