Die Sonne verläßt uns für heute, dabei sind wir noch lange nicht am Ziel! Aber die Reise ist sehr entspannt - kein Wunder bei dem bequemen Bus.
Mein Hotel liegt im historischen Zentrum.
Das Frühstück wird auf der Dachterasse serviert. Da es weit und breit keine Hochhäuser gibt, sind alle Gebäude, die über das Häusermeer herausragen, Kirchen.
Die Kathedrale, deren Türme hier zu sehen sind, befindet sich einen Block entfernt, am Zocalo. Diesen putzigen Namen haben alle großen Plätze, die sich im Zentrum einer mexicanischen Stadt befinden.
Wenn ich in die entgegengesetzte Richtung schaue, entdecke ich in weiter Ferne einen kleinen Berg mit zartem Rauchfähnchen.
Ich habe ihn mit meinen technischen Möglichkeiten etwas näher heran geholt. Es ist der Vulcan Popocatepetl.
Ich vermute, dass ich das letzte Mal vor mehr als 60 Jahren etwas über ihn erfahren habe. Damals war ich in der Schule und hätte mir nie träumen lassen, diesem Vulcan einmal fast auf die Pelle zu rücken. Ähnlich ist es mir mit dem Titicaca See ergangen, den ich mittlerweile einige Male gesehen und sogar per Schiff befahren habe. Ich nehme an, in meiner Erinnerung haben sich die Namen so besonders gut eingebrannt, weil sie, besonders für Kinder, sehr lustig klingen.
Ich erfahre, dass ich nur nach Cholula fahren muß, um den Popocatepetl in seiner ganzen Größe sehen zu können. Den Weg zu der Busstation finde ich ohne Schwierigkeiten. Die Meinungen über die Länge der Busfahrt ist unterschiedlich, von 25 Minuten bis zu 1,5 Stunden.
Daran muß es wohl gelegen haben, dass ich so ganz zufrieden aus dem Fenster schauend auf das kleine Dorf Cholula warte, in dem meine Reise enden soll.
Als der Bus nach 2,5 Stunden an seinem Endpunkt ankommt, bin ich sehr überrascht. Wir sind in einem Dorf. Aber das heißt ganz anders! Es ist Mittagszeit und knallheiß. Die Straßen sind verlassen und so fühle ich mich auch!
Ein Bus nach Cholula fährt um 13h. Da habe ich fast eine Stunde Zeit.
Da das Glück nicht nur mit den Tüchtigen sondern auch mit mir ist, finde ich eine sehr spezielle Unterhaltung für meine Wartezeit.
Eine Bierreklame lockt mich in eine Mischung aus Lokal, Küche, Laden. Eine alte Frau sitzt am Tisch und pult dicke Bohnen. Dazu nutzt sie einen spitzen Haken, um den Anfang zum Entfernen der harten Schale zu finden.
Ich kaufe bei ihr eine Flasche Wasser und stelle eine meiner liebsten Ein - Wort - Fragen: Banho?
Darauf erhebt sie sich, sucht einen Schlüssel und verläßt das Lokal. Wir laufen ein paar Schritte an der Straße entlang, ehe sie eine Schuppentür öffnet. Voilà, eine Toilette.
Solange die Tür offen ist, kann ich alles gut erkennen. Sobald ich sie schließe, herrscht Finsternis. Alles ist gut, zum Händewaschen öffne ich die Schuppentür.
Jetzt geht es mir gleich noch einmal so gut und ich kann meiner Altersgefährtin meine Hilfe meim Bohnenpulen anbieten. Wie blamabel, ich verletze mich eher, als dass ich die Pelle von der Bohne abbekomme! Die Oma grinst. Das hat sie mir doch gleich gesagt!
Ihre Tochter preßt in der Zeit mit einem speziellen Gerät aus einem kleinen Teigball einen dünnen Fladen, der auf einer großen Heizplatte gebacken wird.
Champions werden kleingeschnitten und ebenfalls angebraten. Damit wird die Tortilla gefüllt und anschließend zusammengeklappt. Fertig.
Ich fühle, dass ich plötzlich sehr hungrig bin und bestelle mir auch eine. Kaum bin ich mit dem Essen fertig, ist die Wartezeit auch schon vorüber und ich kann mir einen Platz im Bus suchen.
Und weißt du, was das größte Glück dieses Ausflugs ist? Ich habe zufällig auf dem Hinweg, während der Fahrt, ein Foto vom Popocatepetl gemacht, auf dem er ohne Vergrößerung zu erkennen ist.
Jetzt, auf dem Rückweg, ist es so diesig, dass der Vulkan nicht einmal zu erahnen ist!
Ich steige nicht in Cholula aus, das übrigens kein Dorf ist, sondern ein großer Stadtteil, sondern setze die Fahrt fort bis Puebla. Was für ein Ausflug!
Der 5450 m hohe Vulcan Popocatepetl zeigt, dass er nicht erloschen ist.
Im Gegenteil, ich habe gerade in den Nachrichten gelesen, dass seine Eruptionen seit Freitag sehr zugenommen haben und die Behörden alles in die Wege leiten, um die Bevölkerung der umliegenden Ortschaften zu schützen.
Der Vulcan liegt zwischen Mexico City und Puebla.