Jaipur, die Perle Rajasthans

Keine Frage, auch eine Perle kann kleine Fehler aufweisen, besonders, wenn in ihr über 3 Mio Menschen leben! Es ist staubig, es ist überall drängelig und der Verkehrslärm ist ohrenbetäubend. Trotzdem mag ich diese Stadt. Sie ist überaus lebendig.

In der Altstadt, genannt Pink City, befindet sich unter Schutz bietenden Laubengängen, Geschäft neben Geschäft.

 

Vor einem der vielen Stadttore zur Pink City. Wo immer ein freies Plätzchen zu finden ist, wird Ware angeliefert, ausgebreitet, verkauft.

Wir kommen als erstes durch die Getreideabteilung. Hier werden die unterschiedlichen Sorten in Säcken angeboten.

Das Zeichen, das sehr an ein bekanntes Nazi Symbol erinnert, ist in diesem Fall ein harmloses und sehr verehrtes heiliges Symbol des Hindi Glaubens.

Was er hier anrührt, habe ich nicht verstanden. Aber an der Menge ist leicht abzulesen, dass er auf einen Kundenansturm hofft!

Diese Frauen arbeiten im Straßenbau. Sie setzen die Steine.

Und dazwischen "weidet" eine Kuh mit ihrem Kalb.

Baustellen gibt es mehr als genug. Außer den Kleinen wie hier, wird eine Metro Station an einem der Verkehrsknoten gebaut.

Nicht nur die Bauarbeiter bewegen sich über Stock und Stein, sondern auch wir Fußgänger! Da die Bauarbeiter  Head - Pans verwerten, wird es dauern bis das Rohr verlegt ist.

Eben sind wir noch im Verkehrsgewimmel über die Straße gehetzt und jetzt sind wir an der höchsten verfügbaren Terrasse gelandet, um den Ausblick auf die Altstadt zu genießen. Ein junger Mann hat uns unten angesprochen und im Laufe des Gesprächs angeboten, hier herauf zu steigen. So krabbeln wir enge Stiegen hinauf, um oben angekommen, diesen lustigen Mann zu treffen.

 

Er erzählt, dass er eine Silberschmuck Fabrik mit 180 Mitarbeitern betreibt. Hier? Natürlich hier. Die Jungs machen nur gerade Mittagspause. Aber wenn wir wollen, kann er uns gerne in seinen Verkaufsraum führen. Eigentlich ist er Großhändler, aber für uns macht er später eine Ausnahme und verkauft mir ein kleines Erinnerungsstück zu einem astronomischen Preis. Aber bei einem soo netten Zeitgenossen will ich mal ein paar Augen zudrücken!

Fast hätte ich es vergessen, unser neuer Freund empfiehlt uns die Besichtigung einer Stoff- und Teppich Cooperative, die indische Familien unterstützt.

Immer wieder wird der Stoff mit einem anderen Holz - Block - Stempel bedruckt. Der Handwerker, dem wir eine Weile zuschauen, taucht seinen Block in eine große Schüssel, deren Boden nur mit sehr wenig Natur Farbe bedeckt ist. Konzentriert setzt er Abdruck neben Abdruck. Wenn ich mich richtig erinnere, kann er bis zu sieben unterschiedliche Stempel verwenden, was gleichbedeutend ist mit sieben unterschiedlichen Farben.

Ich frage unseren Führer, wie denn die Naturfarben haltbar gemacht werden. Die Stoffe werden in der Sonne getrocknet und anschließend in Salzwasser gewaschen und wieder in der Sonne getrocknet. Ich kenne den Vorgang unter Verwendung von Essig.

Nachdem wir jetzt Fachleute für Stoffdruck sind, wollen wir uns der Herstellung von Teppichen widmen.

Das prächtige Gebäude, in dem die Cooperative untergebracht ist, war früher von einem Maharadscha bewohnt - angeblich.

Der Mann, der auf der dunklen Stelle des Teppichs steht, wird uns später mit einem kleinen Flammenwerfer zeigen, wie die Teppiche nach dem Knüpfen weiter verarbeitet werden. Die Flammen sorgen dafür, dass kleine Fädchen auf dem Rücken verschwinden und er nicht so leicht verrutscht . Was noch wichtiger ist, sei die Qualitätskontrolle, die mit dem Abkokeln verbunden sei. Hätten die Teppichknüpfer Kunstfasern verwendet, würden diese beim Absengen stinken und schmelzen.

Dieses Muster wird ausgestellt, damit wir uns vorstellen können, wie es bei den armen Schluckern der Cooperative aussieht, deren Familien für Monate mit dem Knüpfen beschäftigt sind.

Laßt euch nicht täuschen durch die Größe des Ausschnitts! Der Teppich ist sicher 3m X 5m groß. Der Mann mit der Schere schnippelt alle hellgrauen Flächen zwischen den weißen Flecken heraus. Als ich auf das Anstrengende dieser Tätigkeit hinweise, meint der Guide, die Schere werde jeden Morgen geschliffen und habe eine sehr arbeitsfreundliche Form. Der Arbeiter habe auf gar keinen Fall Beschwerden bei seiner Tätigkeit!! Den Verband und den Staub der Fusseln,  sowie das ermüdende Hocken auf dem Teppich, wollen wir lieber übersehen. Ach ja, und weil es eine Cooperative ist, verdienen alle gleich.

- Vielleicht der eine oder andere etwas gleicher?!

Dieser fantastische Teppich ist mein Favorit. Ich habe Glück, dass es ihn nur in viel zu groß gibt und ich ihn an der Wand mit der Kellertür hochklappen müßte.

 

Ich will nicht unerwähnt lassen, dass ich vor 20 Jahren auf einer Reise mit Heini, Jan und Meike schon einmal einem kleinen Schwächeanfall erlegen bin. Der führte in Tunis dazu, dass ich den damaligen Favoriten in Blau - Weiss gekauft habe. Kurze Zeit später hat Katze Muschi ihn mit einem großen uringelben Fleck versehen, den keine Teppichwäsche entfernen konnte und sein Teppichleben in unserer blau - weißen  Küche um Jahre verkürzt hat!

 

So nehmen wir denn Abschied von der Coperative, aber nicht ohne einen kurzen Rundgang durch das Lager in der ersten Etage gemacht zu haben.

Ich gestehe, doch weich geworden zu sein und einen prächtigen Schal gekauft zu haben.

Ab jetzt warte ich auf einen Kälteeinbruch!