Die Reise nach Fort Kochi

Kochi ist unser Ziel - aber wie erreichen wir es! Die nächsten Züge sind ausgebucht. Der Reisebüro - Bruder aus dem Clan unseres Zimmervermieters, schlägt vor, den ersten Teil der Reise mit einem Bus zurück zu legen und in  Mangalore in den Zug zu steigen. Was für eine brillante Idee! Und der Bus sei soo bequem, man könne darin schlafen.

Mit  den Tickets in der Tasche machen wir unseren Abschiedsrundgang durch Hampis Gassen. Als Erinnerung kaufe ich eine Klangschale, die ich auf 50,- € herunter handle und bin stolz wie Bolle über mein Schnäppchen. Da hättet ihr Jeff erleben sollen! Er lacht sich schlapp und meint, an der nächsten Ecke hätte ich sie für 20,-€ bekommen können. Aber nicht so schön wie meine. Sie ist aus sieben unterschiedlichen Metallen gefertigt. Und mit Sicherheit ist sogar Gold dabei - bei dem Preis!

Nach einem letzten Chai in unserem " unterm Baum Kochstudio über dem Fluss", machen wir uns mit dem Geraffel zu Fuß auf den staubigen und löchrigen Weg zum Busbahnhof. Einmal müssen wir anfangen zu sparen. Glücklicherweise endet der gute Vorsatz beim Anblick des Pulks, der außer uns nach Hospet fahren möchte. Mit dem Gepäck in den Bus? Vergiss es! Wir nehmen ein Tuk Tuk.

Jeffs eigentlich brillamte Idee, durch Hospets Bars zu streifen und das eine oder andere Bier zu trinken, lässt sich so nicht realisieren. Mit dem Gepäck?!

Mein nächster Hungeranfall macht sich bemerkbar. Wir finden ein passendes Restaurant, das in Türnähe eine große Nische für das Gepäck hat. Jeff geht alleine los, während ich esse und lese.

 

Und dann kommt unser Bus. Welch eine Überraschung:  Eingebaute 

Doppel-Stock-Betten und eine Reihe Einzel-Stock-Betten mit rotem Bezug und blauen Vorhängen. Unsere große Freude hält nicht lange an. Sobald der Bus sich in Bewegung setzt, werden wir zwischen Fuss- und Kopfende sowie Gang und Fensterseite hin und her geschleudert und durchgeschüttelt. An Schlaf ist nicht zu denken! Ein Blick aus dem Fenster erklärt alles: Die Straße ist nicht befestigt.

 

Ich kann mich nicht einmal mehr erinnern, wann ich das letzte mal nachts vier mal auf die Toilette gemußt hätte. Warum gerade heute! Hätten wir im Flieger gesessen, wäre das Verlassen der Sitze während der Turbulenzen verboten gewesen. So kralle ich mich an allem fest und erreiche ohne zu stürzen den Fahrer, beziehungsweise seinen Beifahrer, der für das Wohlergehen der Passagiere zuständig ist.

Meine Frage nach der Toilette wird mit Erstaunen zur Kenntnis genommen. Kurz darauf hält der Bus. Ich bin nicht die Einzige, die erleichtert scheint.  Suchend blicke ich mich um. "Wo ist das Restaurant mit der Toilette?"  Die lakonische Antwort: " Indien Toilet. Go." Eines ist klar, die unnötigen Fragen kann ich mir ab jetzt sparen. Und die Wege, die ich bis zu meiner Erleichterung zurücklege, werden immer kürzer. Indien Toilet kann überall sein.

In Mangalore bringt uns ein Tuk Tuk Fahrer zum Bahnhof. Der Zug ist nicht nur pünktlich sondern erfreulich leer. Wir können uns sogar auf unsere gebuchten Sleepersitze legen. Die Fensterscheiben sind nach oben geschoben und eine angenehme Brise weht durch das Abteil. Draußen fliegt die Landschaft an uns vorbei: Flüsse, Reisfelder, Palmengärten, dann und wann eine Ansiedlung. Das haben wir verdient.

In Ernakulam nehmen wir wieder ein Tuk Tuk, das uns den weiten Weg nach Fort Kochi bringt.

Hier bleiben wir angenehme vier Tage und Nächte. Wir laufen viel, fahren mit einer Autofähre auf die nahe Insel Yveen, wo unsere köstlichen Speisen auf Bananenblättern serviert werden, sehen uns Kirchen,  Tempel und Museen an.

Wenn es draußen heiß ist, liegen wir auf dem Bett und spielen Karten. Zusammegefaßt: Wir führen das beschauliche Leben alter Touristen.