Die Backwaters

Vorne ist das Meer und hinten die Backwaters. Sie führen  durch Flüsse, Seen und Kanäle. Gebaut wurden sie, um den Reis zu transportieren, der auf großen Feldern hinter den Kanälen wächst. Das System ist so angelegt, dass bei Trockenheit zugewässert werden kann.

Heute wird der Transport anders durchgeführt. Die nicht mehr genutzten Reiskähne werden zu Hausbooten umgebaut und schippern jetzt in großer Zahl auf den Backwaters. Ob der erste, der die geniale Idee hat, damit rechnet, eine so ergiebige  Goldgrube zu öffnen?

 

Wir zwei brauchen kein Hausboot, wir fahren mit der Fähre.  Wasser und Ufer sind das gleiche, aber die Kosten nicht zu vergleichen! Und außerdem wohnen wir bei Allain. Das toppt nicht einmal ein Hausboot!

Der Tuk Tuk Fahrer, der in Fort Kochi angeboten hat, uns statt zum Busbahnhof direkt nach Alleppey zu bringen - und das in 1,5 Stunden statt 4 Stunden mit dem Bus - besorgt uns auch ein Zimmer bei einem seiner "Freunde".

So lernen wir Allain und seine Mutter Giselle kennen. Ihm gehört mit einem indischen Freund zusammen das kleine Hotel, das sie nach und nach erweitern.

 

Vor Kurzem ist Allain in Ruhestand gegangen und betreut jetzt ganzjährig die Geschäfte mit europäischen Kunden. Das scheint sehr gut zu laufen, wir fühlen uns jedenfalls sehr wohl. Frühstück und Dinner nehmen wir gemeinsam mit Allain und seiner Mutter ein. Das Bier für einen Abendtrunk, oder zur Geburtstagsfeier eines meiner Enkel, gibt es auf unserer Veranda.

Zum Meer laufen wir nur ein paar Minuten.

Diese indische Familie hat ganz viel Spass. Zu Anfang wagen sich nur die Kinder ein paar Schritte  ins Wasser. Nach einer halben Stunde sind alle quatschnass, auch die Frauen in ihren Saris werden zu übermütigen Kindern.

Während ich mit Sonnenhut im Sand sitze, geht Jeff trotz der starken Dünung ins Wasser. Die Strömung ist so stark, dass er ganz schnell an der Pier - Ruine landet und sich den Schenkel aufkratzt. Alles nicht so schlimm. 

Hinter mir sitzen, geschützt unter Sonnenschirmen, vier Rettungsschwimmer. Sie haben die Inder im Blick und trillern, sobald einer von ihnen weiter ins Wasser geht. Jeff hat die Erlaubnis. Er kann schwimmen, im Gegensatz zu den Familienmitgliedern.

Nachmittags machen wir mit so einer Fähre einen Ausflug. Es ist uns egal wohin sie fährt, wir wollen nur aufs Wasser.

Der Fähranlieger befindet sich an einem der Kanäle in der Nähe des Zentrums. Vor der Abfahrt trinken wir noch einen Chai und essen in Öl gebackene Bananen. Lecker.

Auf dem Weg aus der Stadt ist schon einiger Bootsverkehr

Unser Kanal führt in einen See. Überall sind Boote unterwegs - und die Wasserpflanzen, für die ich alljährlich viel Geld ausgebe.

Hier kommt eines der großen Hausboote ins Bild. Indische Familien lieben sie!

Unsere Fähre kreuzt von einem Ufer zum anderen um Fahrgäste ein- und aussteigen zu lassen. Der Preis ist, wie bei anderen öffentlichen Verkehrsmitteln, sehr gering.

Nicht nur für Fußgänger ist  diese Brücke geeignet, sondern für alles was zwei oder drei Räder hat. Das schließt auch ein Tuk Tuk ein.

Unser Fährausflug dauert drei Stunden. Ehe der Rückweg angetreten wird, ist eine Pause für die Schiffsbesatzung angesagt und, natürlich, für die Fahrgäste, die wieder zurückfahren. Wir kaufen uns fingerlange, zuckersüße Bananen und trinken Chai. Schon wieder!

Am nächsten Morgen,  heißt es für mich. früh aufstehen. Um sechs Uhr werde ich schon zum Kajaking abgeholt. Es ist noch dunkel und kühl. Wir sind eine Gruppe von sieben Touristen plus Guide.

Und, ich falle nicht beim Besteigen des Boots ins Wasser! Meine noch größere Sorge, wie ich wieder rauskomme, ist auch unbegründet. Ich steige einfach aus!

Es ist das Allerschönste was ich seit langem erlebt habe. Das Wasser ist ruhig. Es wird gerade hell. Kein Boot außer unseren unterwegs - jedenfalls in der ersten halben Stunde.

Wir fahren in enge Kanäle. Es ist Sonntagmorgen. Entweder sehen wir Familienmitglieder beim Zähneputzen, sich einseifen, oder Männer waschen ihre Wäsche oder Frauen waschen Geschirr. Alles passiert vor dem Haus am Kanal, zu dem ein paar Stufen führen. Unten ist ein Betontritt.

Aus Sorge, dass ich ich ins Wasser falle, habe ich keinen Fotoapparat mitgenommen. Sonst hätte ich die beiden Kingfischer fotografiert! Als der Guide mir zuruft: "Kennst du Kingfisher?" Habe ich gleich begeistert geantwortet: " Klar, habe ich gestern erst getrunken!" Er meint aber den echten Kingfisher, mit dem der Bierhersteller Reklame macht. Sie sitzen auf einer Leitung und warten auf ein Opfer, das sie aus dem Kanal schnappen können.

In den beiden letzten Jahren sind kurz vor der Ernte, nach außergewöhnlich starken Regenfällen, die Mauern einiger Kanalbefestigungen gebrochen und die Reisernte verdorben. Heute stehen immer noch einige der Felder unter Wasser. Das ist ein schwerer wirtschaftlicher Schaden für die Reisbauern, die nur einen geringen Ersatz für den Verlust von der Regierung bekommen. Der Klimawandel trifft zuerst diejenigen, die es am wenigsten verkraften können. Der Guide erzählt, dass man sich Unterstützung aus Holland erbeten hat. Die Holländer sind die Fachleute auf dem Gebiet des Wasserbaus. Wenn sie ihre Ingenieure als Berater schicken, ist das für die Menschen in Kerala eine große Hilfe.

Nach drei Stunden Kanu fahren, frühstücken wir zusammen in einem Dorf. Ich komme hier auf meine Kosten, denn  ich liebe indisches Essen. Anschließend werden wir wieder nach Hause gebracht.

Ja, ich habe mich ausgeruht, aber dann sind wir auf den Leuchtturm gestiegen,

und das Treppensteigen hat mich mehr angestrengt als das Paddeln am Vormittag!

Weil Bootfahren uns so viel Spaß macht, fahren wir mit der Fähre in die nächste Stadt. Sie heißt Kollam und ist 80 Kilometer Wasserweg entfernt. Nach 8 Stunden, mit einer Mittags- und einer Teepause an Land, erreichen wir unser Ziel.

Jetzt habe ich auch erst einmal die Nase voll vom Bootfahren!