Panjim, die kleinste Hauptstadt Indiens

Kein Wunder, ist doch Goa auch der kleinste Bundesstaat Indiens. Bei der Bekanntheit sieht es schon anders aus. Goa und seine Strände! Und weil das so ist, folgen Ströme von Touristen aus aller Welt dem Ruf.

 

Wir sind bislang im südlichen Teil Goas unterwegs gewesen. Benaulim, Agonda, Palolem und Patnem gehören zu den Orten, die wir angeschaut haben.

Jetzt sind wir neugierig auf Panjim, das wir nach einer kurzen Busfahrt, mit einmal umsteigen in Margao, erreichen.

Der letzte Teil der Strecke führt an einer Großbaustelle entlang. Eine neue Hochstraße wird gebaut. Ein beeindruckendes Projekt! Alles besteht aus vorgefertigten Betonteilen. Am mittleren Teil pinseln die Maler schon an den viele Meter hohen Stelzen der noch nicht vorhandenen Straße!

Wenn sie in ein paar Jahren fertig gestellt sein wird, paßt sie wunderbar zu der fantastischen Brücke, die in Panjim über den Fluß Mandovi führt.

 In Wirklichkeit sind es drei Brücken. Die erste Brücke wird 1971 eröffnet und die zweite 1998.

Im Juli 1986 bricht die erste Brücke zusammen und muss zu einem großen Teil zurückgebaut und verstärkt werden.

Der Verkehr hat so zugenommen, nicht zuletzt durch steigenden Tourismus, dass eine dritte Brücke für den Schwerlastverkehr erforderlich wird.

Die Pylonen der Brücke haben eine Höhe von 70m. Die vier neuen Straßen liegen 15m höher als die früher gebauten.

Die Eröffnung ist im Februar 2019.

Brücken aus einer anderen Perspektive

Beeindruckende Bauwerke erwecken immer schon mein besonderes Interesse.

 

Nachdem wir das Bauwerk unterfahren haben, kommen wir schon bald am Busbahnhof an.

Unser klappriger Bus reiht sich ein in eine Reihe anderer klappriger Busse. Wir sind froh, dass wir aussteigen können. Denn der breite Zweier - Sitz, den ich fast triumphierend erobert habe, stellt sich schon bald als Dreier - Sitz heraus. Meine Idee, Indiens Buseinkäufer hätten festgestellt, dass die Touristen sehr viel ausladender sind als ihre eigene Bevölkerung, ist leider falsch. Jeff weist mich  lachend auf drei Haltegriffe hin. Und es dauert auch nicht lange bis sich noch jemand neben uns setzt. Glücklicherweise ist es  ein Inder.

Wir finden nach längerem Suchen eine Unterkunft im Haus einer echten Goanischen Familie.

Goa war bis Anfang der 50ger Portugiesisch. Eine fast kampffreie Übernahme durch das indische Militär hat diese Jahrhunderte andauernde Herrschaft beendet.

Unsere Gastgeber berichten, dass nur noch die alten Leute wie sie Portugiesisch sprechen können.

Der Katholische Glaube ist nach wie vor stark verankert. Außerdem ist Goa der einzige Staat in Indien, in dem Rindfleisch verzehrt wird.

Erstaunt nehme ich die vielen Geschäfte, in denen Alkohol angeboten wird, zur Kenntnis. Auffallend sind auch die unzähligen Ateliers, in denen man die Haut mit Bildern aller Art versehen lassen kann. Bestechend!

Was mich noch mehr überrascht ist das Casino Geschäft! Das scheint die größte Einnahmequelle der Stadt zu sein. Nicht nur zu Land, sondern ganz besonders auf dem Manrovi dümpeln die Casino Schiffe und warten auf den Andrang der Kunden. Riesige Werbetafeln unterstützen sie dabei.

 

Mit all diesen  Lastern haben wir nichts zu tun. Wir bewohnen für ein paar Tage zwei Gästezimmer und können auch die Dachterrasse benutzen. Sogar WiFi funktioniert einwandfrei! Wenn wir nicht gerade einen Ausflug machen oder durch unseren historischen Stadtteil stromern, haben  wir auf dem Bett unsere eigene Spielhölle:  Skip Bo läßt keine Langeweile aufkommen. Seit Monaten trainiere ich zu verlieren ohne verdrießlich zu werden. Gar nicht immer einfach.

Panjims wunderschöne Kathedrale, zu der viele Treppen hinauf führen.

 

Am Sonntagmorgen nimmt der portugiesische Präsident hier an einem Gottesdienst teil. Unser Vermieter informiert uns über das bevorstehende Ereignis und wir sind ebenfalls vor Ort.

Vor der Kirche springen kleine Mädchen in weißen Brautkleidern mit kurzem Schleier herum. Jeff meint, eine Hochzeit fände statt. Ich, als Fast - Expertin - immerhin habe ich eine katholische Mutter, kann ihn informieren. Die Mädchen gehen zur ersten heiligen Kommunion und der vermeintliche Zauberstab ist eine reich verzierte Kerze. Damit ich ihn richtig beeindrucke, erzähle ich ihm noch schnell Oma Gertas Lieblingswitz über die weißen Engelchen. Dabei ist es nicht ganz einfach einen kölschen Witz ins Englische zu übertragen!!

Ich wollte immer schon mal wissen, wo der Pfeffer wächst. Also machen wir einen Ausflug nach Ponda. Hier gibt es sogar drei Gewürz Farmen. Wir sind begeistert von der Farm, die unser Tuk Tuk Fahrer ansteuert. Alles ist wunderbar organisiert. Wir werden von einer Englisch sprechenden jungen Frau geführt, die uns alle Fragen beantwortet. Und tatsächlich haben wir Pfeffer gesehen und nicht nur den, sondern auch Muskatnüsse, Vanilleschoten und die bei Indern beliebten Nüsse, die ihren Speichel und Mund rot färben und milde gesagt, eine anregende Wirkung beim Kauen erzeugen.

Sie hat uns gezeigt wie der in Goa erzeugte Feni hergestellt wird. Später im Restaurant gibt es eine Kostprobe.

Kakaofrüchte wachsen direkt am harten Holz.

Zimtstangen werden vom Stamm geschält und getrocknet. Der Duft ist umwerfend.

Die grünen Böhnchen werden sich zu Vanilleschoten entwickeln und nach dem Trocknen sehr kostbar sein.

Die Frucht, die uns die junge Frau zeigt, werden die wenigsten kennen, aber die Nuss, die eigentlich ein Kern ist, jede und jeder: Die Cashew Nuss befindet sich  ausserhalb der Frucht. Die Portugiesen haben den wertvollen Baum schon vor Jahrhunderten in ihren tropischen Besitzungen angesiedelt. Ursprünglich ist seine Heimat Brasilien. 

Der Cashew Apfel ist die Frucht, aus dem der hier bekannte Feni destilliert und gebrannt wird. Wir bekommen vor dem Lunch ein Gläschen angeboten. Da die Geschmäcker unterschiedlich sind, kann Jeff sich freuen.

Bei der Begrüßungszeremonie in der Spice Farm werden wir alle mit einem Punkt auf der Stirn geschmückt und  unser Kopf mit Blütenblättern bestreut. Ich behalte meine Dekoration bis wir wieder in Panjim sind. Wer weiß, ob ich noch einmal die Gelegenheit habe, eine (Fast)Inderin zu sein - höchstens ein Red Indian!