Corona ist schlimm, aber nicht alles im Leben

Versteht mich nicht falsch, ich will keineswegs die Dramatik dieser Bedrohung, die über uns allen liegt, verniedlichen. Aber!

Der harte Lockdown in Portugal ist jetzt eine Woche alt. Nachdem die erste Welle Portugal sozusagen umschifft hat, ist diese mit unvorstellbaraer Wucht über das Land gekommen. In den großen Städten sind die Krankenhäuser mit Schwerkranken mehr als ausgelastet.

Hier, in Armacao de Pera, zeigen sich die Einwohner sehr diszipliniert. Maskenpflicht ist jetzt überall, auch auf den Straßen.

Den ersten Kontakt zu sehr freundlichen und höflichen Polizisten hatten wir am letzten Samstag. Nach dem Einkauf auf dem Markt und einem Abstecher zum Schlachter wollte ich unbedingt über die Promenade laufen und einen Blick über die Mauer auf Strand und Meer werfen.  Welche Freude, wir erwischen sogar noch eine Bank, die in der Sonne steht!

 

Der Genuss der wärmenden Sonnenstrahlen ist nur Minuten lang. Dann kommt die Polizei. Zwei Beamte kommen auf uns zu. Das erste Gespräch haben sie mit dem Mann, der auf einer Nachbarbank sitzt. Ich zische Jeff zu, dass er  die Maske aufsetzen soll, da stehen sie auch schon vor uns.

Der gefüllte Einkaufssack kann uns nicht vor dem Anschiss retten! Wir sitzen auf einer Bank, und das ist verboten. Wir entschuldigen uns und machen uns auf den Weg in Richtung Campingplatz. Dort studiere ich noch einmal ganz genau die neue Corona Betriebsanleitung. Tatsächlich, hier steht, dass das Sitzen auf Bänken verboten ist. Aber wir dürfen Sport treiben. Für uns Alte wird das bedeuten, dass wir am Strand spazieren gehen dürfen. Nur an Wochenenden ist um 13h daddeldu. Dann muss jeder zu Hause sein.

Darf ich vorstellen: King Jeff

 

Und wie kommt man zu der Ehre?

Nichts einfacher als das: Du musst nur die richtigen Nachbarn haben. Und die haben wir! Katharine und Jimmy laden uns am Nachmittag zum Kuchen essen ein. Pünktlich um 15h stehen wir vor ihrer Treppe. Weil es kühl und windig ist, haben sie im Häuschen gedeckt.

Den Kuchen hat Katherine in einem französichen Supermarkt entdeckt. Es ist der, von dem sie mir am 6. Januar erzählt hat, dass es eine französiche Tradition mit diesem Kuchen gäbe. Eine kleine Tonfigur sei eingebacken worden und wer sie fände, sei die Königin oder der König. Natürlich nicht für immer, aber für diesen Nachmittag.

Nun hat Katherine diesen Kuchen gefunden und will mit ihren liebenswerten Nachbarn feiern. Ist doch egal, ob heute der 6. oder der  16. Januar ist. Wir haben viel Freude an King Jeff und rufen jedesmal, wenn er seine Tasse mit Cidre zum Trinken ansetzt: " Der König trinkt!" und als gute Untertanen beteiligen wir uns sofort!

Um 17h beginnt  unser nächstes Highlight des Tages. Wir spielen , wie jeden Nachmittag, eine oder zwei Partien Karten. Zum Programm  gehört auch eine Runde Fibermessen für alle. Manchmal unterhält uns Karl mit einer Kostprobe seines Könnens, Stichwort Ukulele.

Den restlichen Abend verbringen wir in unserer Bude. Wir lesen, spielen etwas, oder erzählen. Wein, Port, Bier, Cognac, oder was die Leber  sonst noch mag, steht zur Verfügung. Und wenn wir von allem genug haben, fallen wir in unser Bett.

Schade ist eigentlich nur, dass es abends so schnell dunkel wird ohne warm zu bleiben. Wie schön wäre es, auf unserer festlich erleuchteten Terrasse zu sitzen!!